Man könnte meinen es wäre Herbst. Gut eingepackt ging die Wanderung Richtung Cavloc-See los. Der Weg durch den Wald war etwas nass, aber trotzdem schön. Frühlingsblumen blühten und die Vögel sangen ihr Morgenlied. Ab und zu waren bereits Bettelrufe von Jungvögeln zuhören. Der Buchfink sang den «Regenruf», wenn das nur kein schlechtes Omen ist. Kleine Schwärme des Fichtenkreuzschnabels flogen emsig von Baum zu Baum und die Rufe von Spechten tauchten immer wieder auch. In weiter Ferne hörte man den Kuckuck und so gesellten sich einige Vogelarten auf die Liste.
Windgeschützt kam die verdiente Mittagspause am Cavlocsee, doch der kühle Wind trieb uns später in das Restaurant, wo wohl jeder etwas «Warmes» genoss. Allmählich suchte die Sonne ihren Platz am Himmel und die Weitsicht nahm zu. Gämsen und Steinböcke waren in manchem Fernrohr zu sehen. Unsere 24-köpfige Gruppe war nicht immer zusammen, so wurden die ganz grossen, wie Steinadler und Bartgeier, nicht von allen gesichtet.
Die Bergvogelstunden sind nicht nur durch Vögel gefüllt, da hatte einiges mehr Platz. Immer wieder wurden Blumen bestimmt und an der Vielzahl verschiedener Arten mangelte es auch nicht. Also rundum war es ein gelungener Auftakt. Nach einem Apéro ging es schlussendlich ins Hotel. Beim gemeinsamen Nachtessen wurde vieles ausgetauscht. Wir durften bereits 51 Vogelarten notieren. Was uns wohl der Samstag bringen wird? Laut Wetterbericht leider wieder Regen, wie all die Wochen zuvor. Wir werden sehen….
Die ersten dunklen Wolken hingen bereits am Himmel, als das Morgenbuffet auf uns wartete. Heute wird wohl eine Qualitätsprüfung der Regenkleider statt finden. Wir fuhren nach Bever, ins Renaturierungsgebiet des Inn. Die Spyren und der Kuckuck begrüssten uns bereits auf dem Parkplatz. Entlang des Flusses durften wir die Wasseramsel sowie den Flussuferläufer, Flussregenpfeifer und Waldwasserläufer beobachten. Unterdessen hat sich der Regen zu uns gesellt, was uns aber nicht weiter störte. Auch einen brütenden Birkenzeisig sieht man nicht alle Tage. Junge Wacholderdrosseln flogen von Ast zu Ast. Der Berglaubsänger und die Klappergrasmücke machten sich ebenfalls bemerkbar. Wir konnten uns erneut an der Vielzahl der Vögel erfreuen.
Nach der Mittagspause im Restaurant fing die Nachmittags Tour auf dem Inn-Damm trocken an. Die Bach- und Gebiergsstelzen waren fleissig am Futter suchen und die Rufe der verschiedenen Meisenarten umrahmten das Ganze. Der Rückweg am Waldrand entlang gehörte den Spechten. Eine Buntspechtfütterung konnte gefilmt werden, während eine andere Gruppe gleichzeitig den Gimpel beim Futtersuchen filmte. Der Kleiber kletterte an den Baumstämmen herum und die Goldhähnchen waren immerhin zu hören. Auf dem Weiher schwammen die Reiher- und Stockenten und eine einzelne Krickente wurde ebenfalls gesichtet. Auch der Ruf vom Vogel des Jahres, der Zwergtaucher, kam bis zu unseren Ohren. Auf der Zielgeraden konnten wir Blicke auf Grauschnäpper, Girlitz und Bluthänfling ergattern. Und siehe da, der Kuckuck war immer noch da. Auf der Heimfahrt zeigte sich sogar kurz die Sonne. Sie wurde aber erneut von den Regenwolken vertrieben. Komme was wolle, die Stimmung der Ornithologen konnte nichts trüben. So ging ein erneut schöner und intensiver Tag zu Ende.
Sonntagmorgen und die Welt sah schon viel besser aus. Die Nebelzone löste sich mit jedem Höhenmeter auf. So fuhren wir mit dem Sessellift wahrlich der Sonne entgegen. Für einmal schauten wir auf die Steinböcke hinunter, welche noch unterhalb der Alp Languard grasten. Unser Weg führte Richtung Lej Landguard. Der Wanderweg zum See war jedoch im oberen Teil noch mit Schnee bedeckt. Wir hatten allerhand zu schauen; da waren die Gämsen, die Steinböcke, die Murmeltiere und natürlich die Vögel. Der Steinschmätzer präsentierte sich, auch der Ruf des Bergpiepers hörte man immer wieder. Der Steinrötel war ziemlich weit weg, aber einige konnten ihn mit dem Fernrohr bestimmen. Dann erschien ein mächtiger Steinadler am Horizont und alle Feldstecher fixierten ihn. Von der Grösse her, konnte ihn nur noch der Bartgeier schlagen. Die Bergblumen blühten in voller Farbe, sie wurden fotografiert und bestimmt. Wenn ein Murmeltier einen Warnpfiff macht, lohnt es sich zum Himmel zu schauen. Der Wanderfalke war sehr schnell unterwegs, ob er wohl sein Frühstück suchte? Heute umrahmte die Sonne unseren Znünihalt, was sich auf zirka 2500 Metern über Meer wunderbar anfühlte. Auf dem Rückweg wurden wir wahrlich vom Bartgeier überrascht. Schon imposant, wenn er mit seiner Spannweite von 2,70 Meter am Himmel kreist. Zurück bei der Alp Landguard genossen wir auf der Gartenterrasse das Mittagessen. Nobel wenn man vom Sitzplatz aus die Tierwelt sehen konnte. Nun graste ein Steinbock oberhalb von uns und der Bartgeier flog direkt vor unseren Augen vorbei.
Mit der Abschlussrede von Tom Uebelhart ging ein weiteres Bergvogelweekend zu Ende. Wir waren uns schnell einig, nicht einmal das miese und kühlere Wetter konnte unsere Begeisterung der Vogel- und Naturwelt trüben. Es war einfach perfekt.
Erika Acklin, Zuger Vogelschutz & Innerschwyzer Vogelschutzverein Wasseramsel