Mönchsgrasmücke frisst Beeren einer Zwergmispel

Birdrace 2022

19.09.2022

Freitag, 2. September

Die Zugvögel im Zug   Foto: Erika Acklin

Ein Tag mit Sonne und leichten Herbstzügen. Um 12.55 Uhr ging unsere Reise in den Süden los. Ein wahrlich überfüllter Zug brachte uns nach Bellinzona, wo wir glücklicherweise umsteigen durften. Da wir wetterbedingt wietere Kleider benötigen, haben wir uns gleich ein Schliessfach ergattert. Beim Apéro, mit dem wunderschönen Blick auf Madonna del Sasso, war die Zugfahrt bereits vergessen.

Die Gondel brachte uns schon bald in die Bergregion Cardada, wo wir Zeit und Raum genossen, um Vogelstimmen zu benennen und den emsigen kleinen Arten mit Feldstecher und Fernrohr zu folgen. Gemütlich gondelten wir schlussendlich auf die Cimetta. Noch blieben die dicken Wolken distanziert an den Bergketten hängen. Nach dem Zimmerbezug – endlich waren die schweren Rucksäcke nicht mehr auf unseren Schulter – zogen wir rund ums Haus. Mit dem Blick auf die Cima della Trosa suchten wir die sonntägliche Strecke ab. Eine Dreiergruppe Gämsen konnte Wysel wunderbar filmen.

Zufrieden und gut eingestimmt ging es dann zum Nachtessen – Polenta mit Ragout und Salat, wir fühlten uns königlich. Der langsam aufkommende Wind, tireb die Wolken immer mehr auf uns zu. Ein paar Schaukelzüge auf dem riesigen Rittiseili mit Blick über ganz Locarno weckte Kindheitserinnerungen. Wir waren alleine auf diesem Berg mit der Natur und vielen Tieren. Ein scheues Reh zeigte sich noch kurz und verschand wieder im Wald. Nährerkommendes Grollen und Donnern, also ab in die Unterkunft. Ein Blick auf die Uhr, es war 21 Uhr, das Bridrace begann nun offiziell. Wir hatten das Glück, dass noch keine Regentropfen fielen. Unsere Ohren lauschten nach dem Ruf des Waldkauzes, und voilà da war sie, unsere erste Vogelart. 

Gewitterzellen durchwanderten die nächtlichen Stunden, und uns war klar, dass die morgendliche Route in Regenkleider stattfinden wird.

Samstag 3. September

Nass aber zufrieden   Foto: Erika Acklin

Um 4.45 Uhr läutete der Wecker und wir machten zuerst einen Kaffee / Tee. Es schüttete wie aus Kübeln und so verschoben wir den Abmarsch auf Cima della Trosa um eine halbe Stunde. Um 6 Uhr maschierten wir zügig auf den Berg. Ein Wechselspiel von Regenschauern und Nebel begleitete uns bis zum Gipfelgruss. Es gab manchmal freie Sicht ins Vogelgelände und so hockte doch ein Birkhahn direkt auf unserem Wanderweg. Immer wieder kreuzten sich die Wege von Vogel und Mensch und wir konnten fleissig die Artenliste füllen. Der Zaunkönig reklamierte schon von weiten. Wir waren mit den Vogelstimmen gefordert.

Wort wörtlich "pflotschnass" kamen wir zurück zum Morgenessen. Der Weg von der Cimetta nach Cardada verlief immer noch im Tenue Regenbekleidung. Den Vögeln schien dass Wetter zu passen, und dann allmählich trocknete es ab. Es flog der Schwarzspecht direkt zum Vogelbeerbaum, wo er sich an den Beeren bediente. Da rief ein Gimpel, dort hüpfte das Rotkelchen über den Wanderweg. Reichlich bechenkt mit 36 Vogelarten ging es talwärts.

Beim Beobachten und Artenzählen   Foto: Erika Acklin

Jetzt hiess es Schuhe und Kleider wechseln und das Velo fassen. Mit dem Zug nach Cadenazzo, wo unsere Veloroute begann. Ein kurzer Imbiss und dann ging die Jagd weiter. Unglaublich was uns da um die Ohren flog. Das tüppige Wetter lockte die Vögel aus ihrem Schlupf. Sieben Kuhreiher flogen mehrmals an uns vorbei und auch ein Nachtreiher querte unseren Weg. Normalerweise machen die Alpen- und Fahlsegler den Schlusspunkt der Route, dieses Jahr war es der Baumfalke, der sich als 97. und letzte Art zum Schlusstotal notieren liess. Um 18.55 Uhr durften wir uns gegenseitig gratulieren, wir haben es geschafft.

Herzlichen Dank Euch lieben Sponsoren. Ihr wart in den beiden Tagen unsere grösste Motivation!


Für den Zuger Vogelschutz: Erika Acklin